DIE ENTWICKLUNG DES AUSDRUCKSMALENS

Die Wurzeln des Ausdrucksmalens liegen in Paris. 1946 richtete dort Arno Stern in einem Heim für Kriegswaisen seinen ersten Malort ein: ein von äußeren Reizen abgeschirmtes Malatelier mit einem Palettentisch voller Farben in der Mitte. Die Idee, die er damit verfolgte, hat bis heute Gültigkeit: In einem solchen geschützten Raum können sich Erwachsene wie Kinder im Malspiel ihrer ureigenen Formenbildung und damit Selbstwerdung widmen. Sie malen dort ungestört im Stehen an den Wänden, unbeeinflusst von pädagogischen, therapeutischen oder künstlerischen Zielen.

Seine Schülerin Bettina Egger (Zürich) übernahm die Idee des Ausdrucksmalens, von Stern „l’expression“ (Ausdruck) genannt. Allerdings führte sie das bildbegleitende Gespräch ein: ein begleitendes, nicht bewertendes Gespräch, das den individuellen Ausdruck im geschaffenen Bild respektiert. Daraus entwickelte Bettina Egger seit den 1960er-Jahren zum einen das Begleitete Malen als eigene kunsttherapeutische Methode, zum anderen das Lösungsorientierte Malen (LOM®) für die Arbeit mit Traumata.

Laurence Fotheringham, seinerseits Schüler und ehemaliger Kollege von Bettina Egger, gab dem Ausdrucksmalen schließlich seine eigene Richtung: Bei ihm traten neben der Gestalttherapie als Basismethode in der Begleitung weitere Elemente hinzu wie zum Beispiel kreatives Schreiben und Bewegung. Zentral bleibt bis heute der Grundsatz, den Malenden und ihren Bildern ohne Bewertung und Interpretation zu begegnen.

Inzwischen hat das Ausdrucksmalen nach Laurence Fotheringham seinen Platz in vielen künstlerischen, pädagogischen oder therapeutischen Kontexten gefunden.